Studienkonzept: Wissen | Sein | Tun

Die Studiengänge an der Theologischen Hochschule Elstal sind auf Berufe ausgerichtet, die eine fachlich theologische Qualifikation erfordern, insbesondere auf den Beruf des ordinierten kirchlichen Mitarbeiters (Pastor/Pastorin oder Diakon/Diakonin). Ziele sind die Vermittlung theologischer Kenntnisse, die Einübung praktischer Fertigkeiten und die Anleitung zu selbständigem theologischen Denken und Urteilen im Sinn eines verantwortlichen Umgangs mit Glaubensinhalten auf der intellektuellen ebenso wie auch auf der geistlichen und persönlichen Ebene.

Der Grundgedanke des Studienkonzepts der Theologischen Hochschule Elstal ist die organische Zuordnung von Wissen, Sein und Tun. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass es neben der Vermittlung von theologischer Fachkompetenz im akademischen Sinne auch um die Vermittlung pastoraler Handlungskompetenz sowie um die soziale und personale Kompetenz der künftigen ordinierten kirchlichen Mitarbeiter geht. Es geht beim Studium an der Theologischen Hochschule Elstal also um das Erreichen einer dreifachen Qualifikation:

a) Die Studierenden werden auf die Aufgaben des Dienstes als Pastoren und Diakone vorbereitet. Dazu gehören Verkündigung, Mission, Diakonie, Seelsorge, Lehre, Gemeindeleitung, Hilfe zu christlicher Lebensgestaltung, Anleitung zum Finden und Einsetzen von Begabungen und Koordination der Teilbereiche einer Ortsgemeinde.

b) Die Studierenden werden mit der theologischen Wissenschaft vertraut gemacht. Dazu gehören die Kenntnis und sachgemäße Verwendung der biblisch-theologischen, kirchenhistorischen, systematisch-theologischen, praktisch-theologischen, missiologischen und diakonischen Disziplinen; die Fähigkeit zum theologischen Denken und zur Verantwortung des Evangeliums entsprechend der Heiligen Schrift und dem freikirchlichen Auftrag.

c) Den Studierenden wird Hilfe geleistet, die für den Dienst erforderlichen personalen Voraussetzungen weiter zu entwickeln. Dazu zählen eine dem Evangelium gemäße Lebensführung, die Fähigkeit zu Kommunikation und Integration, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Selbstannahme und Selbstkritik, die Glaubwürdigkeit der Person.

3.1 WISSEN – die akademische Dimension des Studiums

3.1.1 In den ersten drei Semestern des Bachelor-Studiengangs Evangelische Theologie liegen die Schwerpunkte bei den Grundlagen der Theologie: Der Student erlernt die beiden biblischen Sprachen Griechisch und Hebräisch und wird eingeführt in die Theologie als Wissenschaft und in wissenschaftliches Arbeiten sowie in die klassischen theologischen Disziplinen Altes Testament, Neues Testament, Kirchengeschichte, Systematische Theologie, Praktische Theologie sowie Mission & Diakonie. Außerdem gehört ein Basismodul „Pädagogik und Psychologie“ zur ersten Stufe des Bachelor-Studiengangs.

3.1.2 Ab dem vierten Semester des Bachelor-Studiengangs Evangelische Theologie und im Master-Studiengang Evangelische Theologie können sich die Studierenden anhand des 6-Semester-Plans, der vom Kollegium vorgelegt und jeweils aktualisiert wird, ihr Studienprogramm eigenständig zusammenstellen. Bestimmte Lehrveranstaltungen sind dabei obligatorisch. Für andere Studienanteile besteht Wahlpflicht. Die Studierenden sollen dabei große theologische Sachgebiete und Themen im Überblick kennen lernen, aber auch aufgrund ihrer eigenen Begabungen und Interessen gewisse Schwerpunkte setzen können bei der Entfaltung und Vertiefung bestimmter Themenkomplexe.

3.1.3 Nach erfolgreichem Abschluss des Bachelor-Studiengangs Evangelische Theologie können die Studierenden in den viersemestrigen Master-Studiengang Evangelische Theologie wechseln, der sie auf den Dienst als Pastorin oder Pastor innerhalb der Gemeinden und Werke des BEFG und darüber hinaus vorbereitet.

3.1.4 Im dritten Semester des Master-Studienganges Evangelische Theologie liegt das Schwergewicht auf der Erarbeitung der Master-Arbeit. Daneben belegen die Studierenden den ersten Teil der pastoraltheologischen Lehrveranstaltung, der im vierten Semester seine Fortsetzung findet und der speziellen Vorbereitung auf die Berufspraxis dient. Eine schriftliche Predigt im Rahmen des Homiletischen Oberseminars im vierten Semester ist prüfungsrelevanter Bestandteil des Studiengangs.

3.1.5. Der Master-Studiengang Diakonie und Sozialtheologie ist als zweijähriges Präsenzstudium studierbar, wenn ein sozialwissenschaftliches Studium mit mindestens Bachelorabschluss vorliegt. Der Master-Studiengang Diakonie und Sozialtheologie bereitet auf den Dienst als Diakonin oder Diakon in freikirchlichen Gemeinden oder ihren Werken vor. Er bietet in den ersten beiden Semestern einen Überblick über alle Fächer der Theologie, insbesondere der Diakoniewissenschaft, und ermöglicht dabei eine theologische Reflektion der im sozialwissenschaftlichen Studium erworbenen Kenntnisse. Im dritten Semester steht die Masterarbeit im Mittelpunkt. Daneben liegt in den Semestern 3 und 4 der Schwerpunkt auf praktisch-theologischen und missionswissenschaftlichen Fragestellungen. Begleitete Praktika zu Beginn und zum Ende des Studiengangs bereiten auf die angestrebte berufliche Praxis vor.

3.1.6 Zum besonderen Profil des Studiums an der Theologischen Hochschule Elstal gehört der Bereich »Mission & Diakonie« als prüfungsrelevantes Hauptstudienfach in den Studiengängen der Evangelischen Theologie, die Möglichkeit, in Diakonie und Sozialtheologie einen Master-Studiengang zu absolvieren sowie spezifische Lehrangebote im Bereich der Praktischen Theologie (Homiletik, Didaktik, Katechetik, Seelsorge, Psychologie, Soziologie, Pastoraltheologie), die im Blick auf den Beruf des Pastors einen besonderen Studienschwerpunkt bildet.

3.1.7 Jeweils in der Mitte der Vorlesungszeit findet in jeder Lehrveranstaltung eine mündliche »Zwischenbilanz« statt, um den Ablauf der Lehrveranstaltung im Blick auf seine Zielsetzung zu überprüfen und gegebenenfalls Modifikationen oder Verbesserungen in Vermittlung und Kommunikation vorzunehmen. Zum Ende des Semesters wird jede Lehrveranstaltung per Fragebogen anonym von jedem Teilnehmer evaluiert. Das Ergebnis wird von der Lehrkraft in der letzten Sitzung vorgestellt und mit den Studierenden ausgewertet.

3.2 SEIN – die personale Dimension des Studiums

3.2.1 Im Folgenden sollen die Bereiche, Lehrveranstaltungen und praktischen Möglichkeiten stichwortartig aufgelistet werden, die die personale Dimension des Curriculums zu erkennen geben und vertiefen:

  • Rückmeldungen zur Person durch Praktikumsbegleiter
  • Persönlichkeitsfördernde Begleitung der Studierenden eines Jahrgangs durch einen Tutor aus dem Kollegium; persönliche Studienberatung; Einzelgespräche; Wochenendfreizeiten mit dem jeweiligen Tutor
  • Spezielle Lehrveranstaltung im 2. Semester des Bachelor-Studiengangs Evangelische Theologie, die zum Erwerb sozialer Kompetenz verhelfen soll
  • Lebensgemeinschaft auf dem Campus
  • Wochenendseminare zu den Themen Ehe, pastoraler Dienst und Spiritualität.
  • Psychologische Gesprächsgruppe »Wege zu uns und zu anderen«
  • Feedback seitens des Kollegiums jeweils am Ende des Bachelor- und des Master-Studiengangs Evangelische Theologie
  • Möglichkeit zur (insgesamt zwei Jahre umfassenden) studienbegleitenden Teilnahme am Kurs »Seelsorge und Beratung« im Institut für Seelsorge und Psychologie
  • Vorbereitung der Studierenden auf die Vermittlung in den Gemeindedienst und persönliche Begleitung in diesem Prozess.

3.2.2 Neben den einführenden Lehrveranstaltungen aus dem Bereich der Psychologie soll im Laufe des Studiums durch weitere Angebote die Sensibilität für die Bedeutung der personalen Kompetenz geweckt und Anleitungen zur Förderung der Persönlichkeitsentfaltung gegeben werden.

3.2.3 Außerdem absolviert jeder Studierende während des Semesters wöchentlich zwei Stunden Campusdienst in verschiedenen Arbeitsbereichen des Bildungszentrums (Bibliothek, Archiv, Haus und Hof, Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft etc.)

3.3 TUN – die Praxisdimension des Studiums

3.3.1 Im Bachelor-Studiengang Evangelische Theologie sind mindestens acht Wochen Praktikum abzuleisten. Drei Wochen sind im Bereich „Mission und Diakonie“ obligatorisch (Modul 117 „Vertiefungsmodul Mission und Diakonie“). Die übrigen fünf Wochen können aus Vertretungsdiensten in Ortsgemeinden, Spezialpraktika in unterschiedlichen Formen (Rundfunk und Fernsehen, Verlagswesen, Krankenhausund Gefängnisseelsorge etc.) und anderen Praktika bestehen, wobei Einseitigkeiten in der Auswahl vermieden werden sollen.

3.3.2 Im Master-Studiengang Evangelische Theologie ist ein siebenwöchiges begleitetes Gemeindepraktikum verpflichtend (Modul 214). Es dient der Einführung in die verschiedenen Arbeitsbereiche der Ortsgemeinde, wird unter Begleitung eines erfahrenen Gemeindepastors durchgeführt und in einer eigenen Lehrveranstaltung ausgewertet.

3.3.3 Im Master-Studiengang Diakonie und Sozialtheologie verteilen sich die sieben Wochen Praktikumszeit auf den Anfang und die Abschlussphase des Studiums, um zu Beginn eine Erstbegegnung mit dem gemeindlichen bzw. diakonischen Tätigkeitsbereich zu ermöglichen und in der zweiten Phase des Studiums im Praxisfeld bereits Erfahrungen in der diakonischen Arbeit sammeln zu können.

3.3.4 Zur Praxisorientierung gehören außerdem

  • die Mitgliedschaft der Studierenden in Ortsgemeinden der Umgebung von Elstal mit der Möglichkeit zur Mitarbeit (z.B. auch in der Gemeindeleitung)
  • einzelne Lehrveranstaltungen in Ortsgemeinden oder Schulen (praktischtheologische »Übungen vor Ort«)
  • Wochenendseminare (z.B. Rhetorik, Medienarbeit, Rundfunkhomiletik, Eheseelsorge, Management, Jura für Theologen, Kirchenbau, Stimmbildung und Sprecherziehung)
  • Predigten mit persönlicher Auswertung
  • gemeinsame Gemeindebesuche von Studierenden und Lehrkräften
  • die Möglichkeit zur Mitarbeit im Hochschulsenat
  • gemeinsame Andachten für den Campus und in Jahrgangsgruppen, Gottesdienste, Einkehrtage etc.

Das vorliegende Studienkonzept wurde zuerst im Oktober 2004 vom Kollegium des Theologischen Seminars Elstal (Fachhochschule) – seit April 2015 Theologische Hochschule Elstal – veröffentlicht und zuletzt im Juli 2015 aktualisiert.

Glauben, Denken, Handeln